Der perfekte Tag in ... Kopenhagen!

Es regnet oft und nicht selten fegt eine frische Brise durch die hübschen Gassen von Kopenhagen - kein Wunder, „Kaufmannshafen“, so die deutsche Übersetzung der dänischen Hauptstadt, befindet sich direkt am Meer auf eiszeitlichem Grund. Nordisch unterkühlt sind die über 500.000 Einwohner deshalb noch lange nicht, im Gegenteil: Kai Hockenjos traf auf sehr gastfreundliche Menschen und verbrachte einen perfekten Tag in Dänemarks lebendiger Metropole.

8.30 Uhr:

„Godmorgen“! In den Hotels wird zum Frühstück, das hier „morgenmad“ heißt, gerne international aufgetischt, also Kaffe oder Tee, Brot, Marmelade, Wurst und Käse. Wenig spektakulär. Gönnen Sie sich doch stattdessen in einem der reizenden innenstädtischen Cafes, wie dem „Cafe Sommersko“ in der Kronprinsensgade 6 (Metrohaltestelle „Kongens Nytorv“), ein echtes „wienerbrød“. Bitte? Ja, das heißt tatsächlich so und ist eine köstliche dänische Mehlspeise, die mit Vanillepudding oder einer Mischung aus Butter, Zucker und Zimt gefüllt wird. Sehr lecker und sehr reichhaltig. Das schreit nach einem Verdauungsspaziergang! Kein Problem, Kopenhagen besitzt mit der Strøget eine der längsten Fußgängerzonen Europas.

10 Uhr:

Vom Kongens Nytorv, dem Königlichen Markt, führt die Strøget in leichten Windungen zum Kopenhagener Rathausplatz. Die Flaniermeile wartet mit den exklusivsten Geschäften und Shopping-Kathedralen Kopenhagens auf, wie dem „Royal Copenhagen Complex“, ein reizvoller Renaissance-Palast der weltberühmten Porzellanmanufaktur Royal Copenhagen am Amagertorv-Platz. Südöstlich davon, Richtung Rathausplatz, befindet sich das „Latin Quater“, dort kauft vor allem das hippe Kopenhagen. In schrillen Souterrain-Shops und ausgefallenen Boutiquen findet man hier alles von angesagter Avantgarde-Mode über Second-Hand-Klamotten bis zum extravaganten Lack und Lederfummel.

 

 

12 Uhr:

Zeit für eine „Frokost“, wie man in Dänemark das Mittagessen nennt und meist aus dem weltberühmten „Smørrebrød“ besteht, was tatsächlich nichts anderes ist, als ein dick bestrichenes Butterbrot mit reichlich Fisch, Fleisch oder Gemüse. Die dänischen Traditionshappen munden vorzüglich im „Aamann´s“ in der Øster Farimagsgade 10. Von dort sind es nur ein paar Schritte bis zur Dänischen Nationalgalerie (Statens Museum for Kunst, Solvgade 48-50), das wechselnde Ausstellungen zeitgenössischer Künstler präsentiert und die Königliche Malerei-, Skulpturen- und Kupferstichsammlung beherbergt.

14.30 Uhr:

So pulsierend wie sich Kopenhagen dem Besucher präsentiert, so unterschiedlich kann man hier den Nachmittag verbringen. Wer auf Nervenkitzel steht, nimmt den Bus Richtung Tivoli, dem weltbekannten Vergnügungspark im Herzen der Stadt zwischen Rathaus und Hauptbahnhof. Die Linien 10,15, 30, 40 und 66 halten direkt vor der weitläufigen Anlage. Der Park wurde bereits 1843 eröffnet und hat bis heute nichts von seiner Attraktivität eingebüßt. Dafür sorgen zahlreiche Amüsierbetriebe, Achterbahnen, Fahrgeschäfte, Restaurants und das mit 80 Metern weltgrößte Kettenkarussell. Der Eintritt ist mit 95 Dänischen Kronen, also rund 13 Euro, recht günstig.

Wer lieber auf Schusters Rappen die Stadt erkunden und vielleicht ein paar Schnäppchen machen will, dem sei ein Abstecher zum beliebten Flohmarkt am „Gammel Strand“ empfohlen (Buslinien 15, 26, 29, 1A, 2A). Verrottetes sucht man dort allerdings vergebens, „Gammel“ heißt übersetzt schlicht “alt“. Vom dort schlendert man in einer halben Stunde zum „Nyhavn“ (Neuer Hafen) mit seinen bunten Giebelhäusern, Kneipen, Cafes und Bars ist er das Vergnügungsviertel der Stadt. Davor lohnt eine aussichtsreiche Kanalfahrt. Kopenhagens Wasserstraßen sind sehr malerisch und vom Boot aus bieten sich tolle Ausblicke auf die größten Sehenswürdigkeiten der Stadt.

Die Königliche Bibliothek, eine archetektonische Meisterleistung am Hafen, die wegen ihrer 2500 Quadratmeter großen Fassade aus poliertem dunklem Granit den Beinamen „Schwarzer Diamant“ trägt. Auch Schloss Christianborg, Sitz des dänischen Parlaments und Schloss Amalienborg, Stadtresidenz der dänischen Königin Margrethe II., sind vom Wasser aus zu bewundern. Einen perfekten Blick genießt man auch auf die berühmte „Vor Frelsers Kirke“ (Erlöserkirche) mit ihrer gewundenen Turmspitze in 36 Metern Höhe. Nur „Den lille Havfrue“, die populäre kleine Meerjungfrauen-Statue des Kopenhagener Bildhauers Edvard Eriksen, ruht nicht mehr auf ihrem angestammten Platz am „Langeliniekai“. Noch bis Oktober 2010 ist das kleine Wahrzeichen im dänischen Pavillon auf der Weltausstellung Expo in Shanghai ausgestellt – sehr zum Unmut vieler Kopenhagener übrigens.

16 Uhr:

Alternativer kann man seinen Nachmittag in „Christiania“ verbringen, ein Freistaat im Staate Dänemark. „Fristad Christiania“, 1971 von dänischen Hippies ausgerufen, liegt auf dem Gelände einer ehemaligen Kaserne im Stadtteil Christianshavn. Rund 1000 Aussteiger sollen auf dem 34 Hektar großen Areal heute noch leben – in Selbstverwaltung und nach ihren eigenen Gesetzen. Waffen, Gewalt und harte Drogen sind in Christiania ebenso verboten wie Autos und Motorräder. Es gibt eine eigene Straßenreinigung und Kindergärten, einige Geschäfte und Cafés. Die alternative Lebensform spiegelt sich in der pittoresken Architektur der Gebäude rund um den See wieder, von Blumen umrankten Campingwagen über idyllische Bäumhäuser bis zu verwinkelte Holzbauten ist alles vertreten. In der so genannten „Pusherstreet“ wurde der Verkauf weicher Drogen (Marihuana, Haschisch, Pilze) jahrelang von der dänischen Regierung toleriert. Die heutige Sprachregelung untersagt den Verkauf, daran gehalten wird sich allerdings nicht. Eines sollten Touristen tunlichst vermeiden: Die Stände der Händler zu fotografieren. Da werden die Blumenkinder buchstäblich schlagartig böse!

19 Uhr:

Hungrig geworden? Dann winkt zum Tagesabschluss ein echtes Highlight: „Noma“ - das beste Restaurant der Welt. Dazu wurde das in einem ehemaligen Lagerhaus in der Strandgade 93 (Christianshavn) liegende Lokal kürzlich vom renommierten Londoner „Restaurant Magazine“ gekürt. Kreative nordische Küche hat sich Küchenchef René Redzepi auf die Kochmützen geschrieben, dafür verwendet er ausschließlich Produkte aus Skandinavien. Das Ergebnis ist sensationell: Kein übertriebenes Chichi, sondern meisterhafte Kochkunst. Dazu ein unkomplizierter, fast lässiger Service, wie man es in einem 2-Sterne-Haus selten hat. Einige Gerichte sind extra so konzipiert, damit man sie mit den Fingern essen muss – zum Zunge schnalzen! Das 7-Gang-Abendmenü kostet zwar 1095 Dänische Kronen, also rund 150 Euro, ist aber jeden Cent wert. Bevor es losgeht, grüßt die Küche mit allerlei Leckereien wie geräuchertes Wachtelei auf Heu. Die einzelnen Gänge des Menüs werden jeweils von dem dafür verantwortlichen Koch serviert,– eine tolle Idee. Es gibt hauchzarte Jakobsmuscheln mit Wasserkresse; Schwarzwurzeln mit Milchhaut und Trüffel aus Gotland; sauer eingelegte Gemüse mit pochiertem Mark und Bouillon oder Rindsbacke mit Chicoree und Eisenkraut. Essen kann so schön sein - die Teller sind kulinarische Kunstwerke, fast zu schade zum Essen. Augen zu, Mund auf und einfach nur genießen. Selbst Stunden später im Hotelbett haftet das sensationelle Aroma am Gaumen und wiegt jeden sanft in köstliche Träume – „Godnat“!

Kai Hockenjos