Der perfekte Tag in ... Paris!

von Kai Hockenjos

Paris hat beinahe so viele Beinamen wie Einwohner. Sie ist die „Hauptstadt der Liebe“, die „Stadt der Lichter“, „ein Fest fürs Leben“, „Heimat des Savoir-vivre“ und überhaupt die „romantischste Metropole der Welt“. Keine andere Stadt hat so viele berühmte Wahrzeichen zu bieten, als die Elf-Millionenmetropole an der Seine.

Kai Hockenjos flanierte durch die Pariser Arrondissements (Verwaltungsbezirke) und verlebte einen perfekten Tag in Frankreichs Hauptstadt.

8.30 Uhr:

Wer nicht gerade in einem Fünf-Sterne-Hotel untergebracht ist, sollte das Hotel-Frühstück, (meist weiche Croissants in Zellophanverpackung, dünner Kaffe und süßer Saft) getrost stehen lassen und sich lieber in ein schickes Café setzen und den beginnenden Tag bei einem „grand crème“ (großer Milchkaffe) und frischen „pain au chocolat“ (Schokoladenbrötchen) genießen. Wunderbar in die Tat umsetzen kann man dies im „Café Hugo“ oder dem „Ma Bourgogne“ unter romantischen Arkaden am bezückenden „Place des Vosges“ (Vogesenplatz) im vierten Arrondissement (Metrostation: St. Paul oder Bastille).

Das Klischee des typisch französischen Frühstücks – Zigarette und Kaffee – trifft insofern zu, dass die Franzosen eher weniger Wert auf ein üppiges Frühstück legen, sie essen meist nur ein Stück Baguette vom Vortag, mit Konfitüre oder Butter bestrichen, und trinken dazu heißen Milchkaffee.

10 Uhr:

Paris ist die Stadt der Museen, rund 160 Stück soll es geben. Gleich um die Ecke des Place des Vosges befindet sich in der „Rue de Thorigny“ im dem denkmalgeschützten Hotel „Salé“, einem fantastischen Bauwerk von 1656, das Picasso-Museum. Für Liebhaber des großen Meisters ein absolutes Muss! Rund 3500 Werke des bedeutenden Künstlers sind darin ausgestellt, zudem auch ein Teil von Picassos persönlicher Kunstsammlung.

Einen Katzensprung davon entfernt ist die „Bastille“, das berühmteste Denkmal von Paris, das es eigentlich gar nicht mehr gibt. Am 14. Juli 1789 wurde die Bastille, das französische Staatsgefängnis, von Revolutionären gestürmt. Anschließend wurde das berüchtigte Gefängnis abgerissen. An seiner Stelle ragt nun die „Colenne des Juillet“ (Säule des Juli) 52 Meter in die Höhe als Andenken der Gefallenen der Straßenschlachten der Julirevolution von 1830. Zum 200. Jubiläum der Sturm auf die Bastille wurde am 14. Juli 1989 die „Opéra Bastille“ eröffnet, ein Opernhaus von ungeheurer Größe. Angeboten werden dort geführte, rund 75 Minuten lange Touren.

12 Uhr:

Jetzt wird es Zeit für die Pariser Sehenswürdigkeit schlechthin, den Eiffelturm. Vom „Place de la Bastille“ in wenigen Minuten bequem mit der Metro (Station Bar Hakeim) aus erreichbar. Seit der Weltausstellung von 1889 wirft der 300 Meter hohe Stahlgigant nun schon seine großen Schatten auf das 7. Arrondissement. Die Pariser Kunst- und Intellektuellenszene, allen voran der Schriftsteller Alexandre Dumas, ätze zuvor gegen den Bau des „Metallspargels“, wie der Eiffelturm geschimpft wurde. Glücklicherweise vergeblich. Heute wird der 10.000 Tonnen schwere und von 2,5 Millionen Stahlnieten zusammengehaltene Koloss von fast sechs Millionen Besuchern jährlich aufgesucht. Entsprechend groß ist auch der Andrang an den Schrägaufzügen! Wer Kondition und Mut mitbringt, dem sei ein Gang über die Stahltreppen zu den Aussichtsplattformen empfohlen. Auf mehreren hundert Stufen kann man so bis zur zweiten Plattform auf 115 Höhenmeter wandern, Aufzüge fahren bis zur dritten Plattform in 276 Metern Höhe, bei guter Sicht lässt sich der Blick rund 70 Kilometer weit schweifen.

14 Uhr:

Zeit für das „déjeuner“, dem Mittagessen. Für viele Pariser ist es noch immer die Hauptmahlzeit des Tages mit mindestens drei Gängen. Als Tourist wird man bei der unüberschaubaren Anzahl der Restaurants, Cafés und Bistros vor die Qual der Wahl gestellt. Und – Paris ist nicht billig. Für ein Drei-Gänge-Menü kann man zu zweit schon einmal locker einen dreistelligen Betrag berappen. Dann doch lieber günstiger und uriger: Überall in der Stadt gibt es große Märkte mit einem reichhaltigen Angebot. Beispielsweise in der „Rue Montgorgueil“ im 2. Arrondissement (Metrostation „Les Halles“). Dort bekommt man alles was Herz und Magen begehrt. Mit Baguette, Rotwein und Käse im Rucksack kann man sich so gemütlich auf einer Parkbank oder am Seine-Ufer niederlassen und in Ruhe die Gourmandisen genießen.

16 Uhr:

Frisch gestärkt geht es auf einen Bummel zu den Innenstadt-Sehenswürdigkeiten, allen voran zum „Centre Pompidou“ im 4. Arrondissement, einer Art „umgestülptes“ Haus mit Rolltreppen und Rohren an den Außenwänden. Im Innern ist ein riesiges Kulturzentrum untergebracht, mit Ausstellungen, Sammlungen, Museen, Restaurants und der gewaltigen „Bibliothèque Publique d´Information“.

Rund um den Platz gibt es viele Cafés und Boutiquen, die zum verweilen oder einkaufen einladen.

Cathédrale de Notre-Dame

Mit der Metro weiter an den Ort, wo sich 300 Jahre vor Christus die ersten Menschen ansiedelten: auf zu den Seine-Inseln, den „Ile de la Cité“.

 

Im Herzen davon liegt die „Cathédrale de Notre-Dame“ (Metrostation: Cité), wahrscheinlich die berühmteste Kirche der Welt. Zumindest die meist besuchte, über 10 Millionen Touristen strömen jährlich in und um das Gotteshaus und machen dies zum meistbesuchten Ort in Paris.

 

 

 

 

 

 

 

Triumpfbogen an der Champs-Élysees

Wem dieser Trubel zu viel ist, der kann mit der Metro weiter Richtung „Jardin du Luxembourg“ (Metrostation: Luxembourg) ziehen, dem Freiluft-Treffpunkt der Stadt. 26 Hektar misst der herrliche, einst königliche Schlosspark und bietet Platz genug für eine kurze Verschnaufpause, ehe es mit der Metro zum bekanntesten Pariser Boulevard, den viel besungenen „Champs-Élysees“, weiter geht. Am besten steigt man an der Metrostation „Charles de Gaule-Étoile“ aus, die mündet unmittelbar am berühmten Triumphbogen. Auf dessen Plattform kann man wunderbar den Prachtboulevard überblicken und anschließend entlang schlendern. Luxuriöse Boutiquen fast aller großen Modeunternehmen reihen sich hier an pompöse Warenhäuser oder extravagante Automobil-Showrooms – sehenswert!

19 Uhr:

Zeit für ein Abendessen! Dass lecker nicht gleich teuer bedeuten muss, beweist Thierry Breton mit seiner klassischen Bistroküche. Sein Lokal „Chez Michel“ in der „Rue de Belzune“ 10 im 10. Arrondissement nahe dem „Gare du Nord“ ist momentan der Geheimtipp in Paris. Das Magazin „Der Feinschmecker“ adelte Breton kürzlich zum „Preis-Leistungs-Champion von Paris“. 30 Euro kostet das dreigängige Menü – es ist jeden Cent wert. Täglich wechselt die Karte, jeden Tag gibt es frische Leckereien von Entrecôte über köstliche Terrinen und original bretonischen Gerichten bis hin zu edlem Hummer oder frischem Fisch – magnifique! Wer vor nicht reserviert hat (Telefonnummer: 0033-144 53 06 20), sollte vor 19 Uhr kommen, dann kann man wenigsten noch einen freien Platz im urigen Keller ergattern, wo gediegen auf Bänken gesessen und an langen Holztischen getafelt wird.

23 Uhr:

Ramsey trällerte einst von „Pigalle, der großen Mausefalle mitten in Paris“. Und tatsächlich, wer nicht im Stadtteil „Montmatre“ war, dem 18. Arrondissement, hat Paris nicht gesehen. Hier findet man am „Place Pigalle“ frivole Varietérevuen en masse, allen voran das berühmte „Moulin Rouge“, neben Erotiktempeln, Striptease-Bars und schrillen Boutiquen.

 

Basilique du Sacre-Coeur

Gekrönt wird das Viertel von der Basilika vom heiligen Herzen, der „Basilique du Sacre-Coeur“, die ruhig oben auf dem Hügel („Butte Montmatre“) thront. Weiter unterhalb tobt abends das Nachtleben, etwas abseits von Place Pigalle gibt es angesagte Clubs und Cabarets und im nordwestlichen Teil (Metrostation: Abbesses) findet man hippe Bars und schicke Restaurants. In der „Rue Lepic 15“ gibt es etwa das „Café des 2 Moulins“, hier wurde „Die fabelhafte Welt der Amélie“ gedreht – der ideale Ort um einen perfekten Tag bei einem vortrefflichen Glas Wein ausklingen zu lassen, Santé!