Der perfekte Tag in ... Lissabon

von Kai Hockenjos

Lissabon, Hauptstadt Portugals, einst reichste Stadt Europas, wurde 1755 von einem verheerenden Erdbeben in nur neun Sekunden in einen Trümmerhaufen verwandelt und anschließend unter Marquês de Pombal wiederaufgebaut. Heute präsentiert sie sich als pulsierende Metropole, deren betörende Schönheit Besucher aus der ganzen Welt verzaubert. Kai Hockenjos verlebte einen perfekten Tag in der Siebenhügelstadt am Tejo-Ufer.

8 Uhr:

Wer das Frühstück direkt in einer Sehenswürdigkeit einnehmen möchte, macht sich mit der beliebten Tram (Linie 15) auf nach Belém in die dortige „Antiga Fábrica de Pastéis de Belém“ in der Rua de Belém 84-88. Dort backen die Konditormeister seit 1837 nach wohl gehütetem Originalrezept der Hieronymusmönche die weltberühmten Pastéis de Belém, sündhaft leckere Eierpuddingtörtchen.


10 Uhr:

Nur einen Katzensprung entfernt befindet sich das spektakuläre „Mosteiro dos Jerónimos“, das Hieronymuskloster, eine kulturhistorisch- und archetektonische Attraktion. Das zu Ehren des Vasco da Gama erbaute Kloster aus dem 16. Jahrhundert gilt als das vollkommenste Bauwerk der Manuelinik, der extrem verschnörkelten portugiesischen Variante der Spätgotik. Reizvoll: der romantische Kreuzgang mit überwältigenden Details der großen Seefahrerepoche. Keine 15 Gehminuten entfernt, direkt am Tejo-Fluss, wecken das imposante Seefahrerdenkmal „Padrão dos Descobrimentos“ und die prachtvolle „Torre de Belém“ Erinnerungen an die große Zeit der Entdecker.

13 Uhr:

Zurück in Gassen der Baixa: Links und rechts neben der Triumphmeile „Rua Augusta“ finden sich unzählige kleine Geschäfte, große Boutiquen, moderne Konsumtempel oder alte Krämerläden. Extravaganter geht es in der Oberstadt zu, dem „Bairro Alto“, das man spektakulär mit dem „Elevador de Santa Justa“ erklimmen kann. Dieser freistehende Personenaufzug aus Gusseisen wurde von Raul Mesnier du Ponsard, einem Schüler Gustave Eiffels entworfen und 1902 in Betrieb genommen. Seine beiden 25 Personen fassenden Holzkabinen überwinden 32 Höhenmeter.

 

 

 

 

 

15 Uhr:

Nach einem kleinen Imbiss im Bairro Alto, am besten im Café „A Brasileira“ (Rua Garrett 120), wo früher stets Fernando Pessoa saß, Portugals Dichterfürst, lässt es sich besonders lecker schmausen. Anschließend empfiehlt sich ein Spaziergang durch die gewundenen Gassen bis in die obersten Spitzen des Viertels. Dort, am nördlichen Rand (Rua Dom Pedro V) liegt die wohl weltschönste Konditorei „Pastelaria San Roque“, in der sich kaum Touristen verirren, da sie äußerlich unscheinbar wirkt, im Innern jedoch einen Jugendstiltraum aus dem letzten Jahrhundert offenbart.

17 Uhr:

Mit dem Taxi (sind billig) zur nächsten U-Bahn-Station und zum Bahnhof „Oriente“ an das ehemalige EXPO-Gelände und dem tollen Meerwasser Ozeanium. Dessen Eintritt kostet rund zehn Euro und ist jeden Cent wert!

20 Uhr:

Hungrig geworden? Dann zurück in die Innenstadt und ab zum Fluss. Mit der Fähre an den „Cais do Sodre“ auf die andere Tejo-Seite nach „Cacilhas“. Dort kann man besonders lecker - und viel günstiger als in Lissabon - frischen Fisch und allerlei Meeresgetier essen. Satt und glücklich? Dann ist es Zeit für etwas Melancholie.

 

 

23 Uhr:

Zurück in Lissabon führt die legendäre alte Straßenbahn „28“ direkt in das Herz der Stadt, die Alfama, dem ältesten Stadtviertel mit seinen verschachtelten Häusern und engen Gassen. Dort wird allabendlich in den unzähligen Kneipen „Fado“ gespielt, der portugiesische Wehmutsgesang, der so sehr zu Lissabon gehört wie der Tango zu Buenos Aires und tief ins Herz eindringt.