Kalabrien – das Gebirge im Meer

Ein echter Geheimtipp für Italienliebhaber liegt gerade mal ein paar Flugstunden entfernt: Kalabrien, die südlichste Region des italienischen Festlandes, ist vom Massentourismus bisher verschont geblieben. Mit nahezu 2,2 Millionen Einwohnern auf einer Fläche von rund 25.000 Quadratmetern ist Kalabrien verhältnismäßig dünn besiedelt. 100.000 Kalabresen wohnen in der Hauptstadt Catanzaro, die inmitten des italienischen Stiefelspanns liegt. Fast 90 Prozent Kalabriens ist bergig, weshalb es auch oft als das „Gebirge im Meer“ bezeichnet wird. Weil der italienische Stiefel hier so schmal ist, sind es jedoch an keinem Punkt mehr als 40 Kilometer bis zum Wasser und Sonnenhungrigen werden fast 800 Kilometer Küstenlänge mit traumhaften Stränden geboten. Im Nordosten lockt der Golf von Tarent, im Südwesten das Ionische Meer und im Westen wird Kalabrien vom Tyrrhenischen Meer umspült.
Wer einmal einen Sonnenuntergang am Capo Vaticano mit Aussicht auf die sieben Äolischen Inseln genossen hat, wird die atemberaubende Schönheit dieses Naturwerks so schnell nicht wieder vergessen können.

Mehr als Meer und Strand

Die Küste ist das Auffälligste, Kalabrien bietet jedoch mehr als nur Meer und Strand. Im Landesinneren findet man Wälder, die an den norditalienischen Trentino erinnern. Der Norden gleicht mit seinen Terrakotta-Farben und den barocken Städten der Toskana. Es gedeihen üppig Mandelbäume, Kaktusfeigen, Eukalyptus, wilder Fenchel und Maronenbäume. Viermal im Jahr werden Zitronen und Orangen geerntet.
Das massive Aspromonte-Gebirge mit seinen bizarren Felsen, tiefen Schluchten und den verlassenen Bergdörfern zeigt die Vielseitigkeit und Gegensätzlichkeit Kalabriens.
Bis zum Mittelalter wurde im gesamten Aspromonte-Gebirge griechisch gesprochen, noch heute werden die Straßennamen in italienisch und griechisch angezeigt. „Abergläubisch und archaisch“ leben die Bergbewohner hier, „wie es nur noch selten in Italien anzutreffen ist“, erklärt Oscar Zanoni vom Meeting Point Calabria.

Gegend voller Gegensätze

Unbedingt besuchenswert ist das mittlerweile völlig verlassene „Geisterdorf“ Pendedatillo („Fünf Finger“), das sich pittoresk an die steile Flanke eines Felsmassivs schmiegt, das die Form einer ausgestreckten Hand hat und dem Dorf seinen Namen gab. Erdbeben, Überschwemmungen und Erosionsgefahr ließen alle Bewohner im letzten Jahrhundert das Dorf verlassen. Zurück blieb ein mystischer Ort der Stille und Einsamkeit, ein Labyrinth malerischer Schönheit aus Gässchen, Dächern und halb verfallenen Steinhäusern. „Kalabrien und die Kalabresen sind voller Gegensätze“, erzählt Oscar Zanoni, „ich erlebe immer wieder die unterschiedlichsten Reaktionen auf das Land und die Leute. Aber - niemand kehrt aus Kalabrien unberührt zurück.“

Reisezeit:

Kalabrien verwöhnt mit einem angenehm mediterranen Klima und 300 Sonnentagen im Jahr. Ideale Reisezeit ist der „tempo fino“, das feine Wetter ab Oktober, wenn der heiße Sommer vorbei ist und der Herbst alles in wundervoll warme Farben taucht, oder ab April bis Ende Juni, wenn die Blütezeit über Kalabrien hereinbricht.

Unterkunft:

Kleinere Hotels, Pensionen und Gästezimmer sind in den Küstenorten vermehrt zu finden. FTI eröffnete jüngst „Garden Resort Calabria“ mit über 600 Zimmern verschiedenster Kategorien mit einem All-Inclusive Angebot ab 43 Euro im Doppelzimmer. An der tyrrhenischen Küste gelegen, nur 10 Kilometer von dem Flughafen Lamezia Terme entfernt, ist es das einzige Ganz-Jahres Resort Italiens mit einem umfassenden All-Inclusive-Angebot.

Kulinarisches:

Die Küche Kalabriens überzeugt mit herrlich frischen Zutaten, die in deftigen und einfachen, aber besonders geschmacksintensiven Gerichten zubereitet werden. Immer dabei die scharfen „Peperoncino“, das Markenzeichen Kalabriens. Verarbeitet wird das Chili-Gewürz beispielsweise im bekannten Pecorino Schafskäse. Berühmt ist Kalabrien auch für seine rote Zwiebel, Cipolla Rossa, aus der eine chutneyartige Marmelade gefertigt wird. Sehr lecker und geschmacksintensiv! Sollten die Peperoncino im Hals brennen, löscht man am besten mit dem regionalen Cirò Wein, der im gleichnamigen Ort angebaut wird.

Der besondere Tipp: In Pizzo, einem kalabrischen Küstenörtchen, wurde das weltberühmte Tartufo-Eis erfunden. Das Rezept wird bis heute wie ein Goldschatz gehütet und Sonntags pilgert man nach Pizzo, um sich über die Kalorienbombe herzumachen.